Die Geburt deines Kindes verlief vielleicht etwas anders gedacht, vielleicht hast du dich auch bewusst für den Kaiserschnitt entschieden und ihr habt euch die erste Zeit zu Hause erstmal aneinander und an die neue Situation gewöhnt.
Der ärztliche gynäkologische Check steht an und du wirst nach deinen Plänen zum Rückbildungskurs gefragt…. Welche Gedanken kommen dir?
„Ach, das brauche ich doch nicht, meinem Beckenboden geht es ja gut und er wurde bei der Geburt ja nicht belastet“ oder „Ich stehe vor ganz anderen Herausforderungen, warum soll das denn jetzt wichtig sein?“
Lass mich erklären, warum eine Rückbildung immer Sinn macht, unabhängig ob vaginale Geburt oder Kaiserschnitt. Auch, oder auch gerade, wenn du durch den Kaiserschnitt mit teilweise traumatischen Erfahrungen zu kämpfen hast.
Rückbildung des ganzen Körpers
Die Rückbildung ist ein ganzer Komplex, der nicht nur auf den Beckenboden beschränkt ist. Das ganze System des Körpers durchläuft die Rückbildung über einen gewissen Zeitraum, der bis zu 2,5 Jahren dauern kann. Die Bauchwand, der Beckenboden, die Bänder, Organe, Faszien, Brustkorb und Rippen, Füße und Hüften, Wirbelsäule. Alles. Das Hormonsystem und nicht zu vergessen das Nervensystem.
Denn vor allem das Nervensystem hat einen riesigen Einfluss auf die Rückbildungs- und Aufbauprozesse im Körper. Wenn du in einem dauerhaften Stresszustand (gesteuert vom sympathischen Teil des vegetativen Nervensystems) bist, dann werden konstant Stresshormone produziert, die dich ständig ein einem Alarmzustand halten. Fight, Flight, Freeze – Kampf, Flucht, Erstarren, das sind die charakteristischen Merkmale dieses Zustandes des Nervensystems. Und es ist klar, dass so keine wirklich gute Regeneration und Erholung stattfinden kann.
Belastung bereits durch die Schwangerschaft
In Bezug auf den Kaiserschnitt haben der Beckenboden, Rücken und der Körper ja trotzdem die Veränderungen und Belastungen der Schwangerschaft mitgemacht. Das größer werdende Körpergewicht, das Gewicht von Baby und Plazenta, die veränderte Statik und Körperhaltung, die Dehnung der Haltebänder der Gebärmutter, Dehnung der Bauchwand und Bauchmuskeln, ein vielleicht anderer Gang. Das Alles waren Belastungen, die nicht spurlos am Körper vorbei gehen und die in einem guten Rückbildungskurs beachtet und aufgegriffen werden.
Ziel der Rückbildung
Die Rückbildung sollte das zentrale Ziel haben, dich wieder in Verbindung mit deinem Körper zu bringen. Mit deinem Körper, der ein anderer ist als zuvor, in dem man sich erstmal wieder zurechtfinden muss. Das erreichst du zu Beginn mit sanften Wahrnehmungsübungen für Bauch und Beckenboden und ganz wichtig über die Atmung.
Mit der Atmung können wir einen großen Einfluss auf das Nervensystem nehmen, es sozusagen etwas runterfahren und ins Gleichgewicht zwischen Entspannung und Kampfmodus bringen. Gleichzeitig hilft sie dem Beckenboden bei der Arbeit, hilft gegen eventuelle Rückenschmerzen und der Beweglichkeit der Rippen.
Der Beckenboden und das Verständnis für seine Leistung im Alltag ist ebenfalls ein wichtiger Teil der Rückbildung. Kann ich den Beckenboden spüren, habe ich ein Gefühl ob er gerade locker oder angespannt ist? Wie kann ich ihn aktivieren und koordinieren? Ist er dynamisch oder noch etwas träge in seinen Aktionen?
Doch wir dürfen ihn nicht nur isoliert betrachten, sondern im Zusammenhang. Denn der Beckenboden verbindet als quer verlaufendes System alles in unserem Körper: vorne, hinten, links, rechts, oben und unten. Und auch emotional, lagern sich doch hier viele bewusste und unbewusste negative oder traumatische Erfahrungen ab, was dann zu Verspannungen führen kann.
Um den Beckenboden im System zu sehen und zu unterstützen müssen auch unbedingt die anderen Muskelgruppen in die Bewegungsabläufe und Übungen integriert werden. Die Bein- und Hüftmuskulatur, Bauchwand und Rücken, Oberkörper und Arme, auch die Waden und Fußmuskulatur.
Was ist anders bei der Rückbildung nach einem Kaiserschnitt?
Doch was ist nun anders nach einem Kaiserschnitt? Durch die Geburt des Babys durch den Bauch der Mama wurde der Beckenboden zwar nicht maximal gedehnt, so wie beim Durchtritt des Babys durch das Becken, aber dafür ist dort nun eben eine große Narbe im Unterbauch.
Wie sehr das einschränkt und schmerzen kann, bei anfangs praktisch allen Bewegungen, fällt schwer nachzuvollziehen, wenn man selber noch nie eine Bauch OP oder einen Kaiserschnitt hatte! Allein dadurch wird die Atmung eher flacher und im oberen Brustkorb stattfinden, um Schmerzen zu vermeiden. Durch den Schnitt und die Wunde im Bauchraum werden Faszien, Haut und auch Muskeln verletzt, die zwar genäht werden, aber trotzdem Zeit für die Heilung brauchen.
Die Narbe muss anfangs wirklich vor zu viel Zug, Druck und Scherkräften geschützt werden, damit sich ein gutes, stabiles und so gut es geht funktionelles Gewebe bilden kann. Was dann auch nachher möglichst wenige Probleme macht. Denn Narben halten immer auch etwas fest, Gewebe und/oder Erfahrungen, Emotionen und sie werden uns ein Leben lang begleiten.
Der Start der Rückbildung oder des Kurses legt man bei einem Kaiserschnitt gerne auf einen etwas späteren Zeitraum, meist 8-10 Wochen nach Geburt. Manchmal auch 10-12 Wochen, um den Heilungsprozessen im Gewebe nicht zu früh zu viel Druck oder Zug zuzumuten und um auch die innere Narbe heilen zu lassen. Die wird nämlich oft vergessen. Es ist nur der sichtbare Schnitt in der Haut, die Narbe geht ja viel tiefer, bis zur Gebärmutter hin.
Deshalb kann es sein, dass auch im Kurs noch Bewegungen mit langem Hebel vielleicht noch am Bauch oder der Narbe direkt ziehen; dann lass dir eine Alternative zur Übung zeigen. Oft braucht auch die Ansteuerung der Bauchwand und der Bauchmuskeln mehr Zeit, da das Gefühl an der Narbe noch nicht wieder das Alte sein wird. Auch hier gilt wieder Geduld haben und Nichts überstürzen.
Meine Tipps für dich:
- Halte die Narbe in der ersten Zeit sauber und trocken, um Infektionen zu vermeiden
- Schütze sie die ersten Wochen vor zu großen Zug und Scherkräften
- Komme mit der Atmung wieder in Verbindung, sodass du die Atmung auch wieder lernst in die Flanken und in den Bauch fließen zu lassen (360° Atmung sage ich gerne)
- Mache sanfte Übungen für die Mobilität der Brustwirbelsäule und der Lendenwirbelsäule
- Beginne mit leichten Squats (hinsetzen und aufstehen sind ja eigentlich schon Kniebeugen/Squats)
- Achte anfangs darauf, dass du mit kurzen Hebeln bei Übungen beginnst
- Respektiere die aktuellen Grenzen deines Körpers und gehe nicht gewaltsam darüber hinaus
- Bleibe konstant dran, dann werden die Bewegungen automatisch wieder größer und fühlen sich besser an
- Vermeide Druck auf den Beckenboden und die Bauchwand, z.B. kein Pressen beim Klogang
- Pflege deine Narbe regelmäßig, halte die Haut geschmeidig mit z.B. Johanniskrautöl
- Führe regelmäßig eine Narbenmassage durch, wenn die Wunde komplett geschlossen ist!
Du fragst dich, was du am besten zur Narbenpflege und Massage tun kannst? Dann hole dir meinen Narben Guide zur Pflege und optimalen Heilung deiner Kaiserschnittnarbe unter https://elopage.com/s/daniela-kuenze/ultimativer-narbenpflege-guide
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