9. März 2017

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Ich freue mich, den Geburtsbericht von Sabine mit Euch teilen zu dürfen. Sabines erstes Kind kam im Jahr 2013 durch einen Notkaiserschnitt zur Welt. Der Grund war eine vorzeitige Ablösung der Plazenta nach tagelanger Geburtseinleitung.

Im August 2016 wurde ihr zweites Kind im Geburtshaus geboren.

 

 

Doch nun lest selbst:

Einleitungsversuch am Termin
Am 27.11.2013, dem errechneten Termin (ET), wurde die Geburt unseres Babys eingeleitet. Der Grund: das Fruchtwasser war seit 10 Tagen am unteren Limit, die Plazenta verkalkt und mein Baby bewegte sich weniger.

Um 9:30 Uhr erhielt ich nach Ultraschall und 30 minütigem CTG eine halbe Tablette Minprostin an den Muttermund gelegt. 12 Stunden später begannen leichte und unregelmäßige Wehen. Den zweiten Tag verbrachte ich damit, im Krankenhaus auf und ab zu tigern. Die Wehen waren mal stärker und mal schwächer. Am späten Abend des zweiten Tages verlor ich den Schleimpfropf. Die Untersuchung im Kreissaal empfand ich als ernüchternd. Mein Muttermund war gerade fingerdurchlässig und Wehen nicht stark genug. Auch den 3. Tag verbrachte ich mit leichten Wehen in der Klinik. Am frühen Nachmittag begann ich tröpfchenweise Fruchtwasser zu verlieren; die Blase war gerissen.

Bei der nächsten Untersuchung am Abend im Kreissaal war mein Muttermund erst bei knapp 2 cm und ich ziemlich frustriert. Während der Nacht wurden die Wehen stärker und ich begann sie zu veratmen.

Tag 4 nach Einleitung
Am Morgen des 4. Tages frühstückte ich ausgiebig, weil ich das Gefühl hatte, dass ich die Energie dringend brauche. Und tatsächlich, die Untersuchung ergab 4 cm und ich durfte endlich in den Gebärraum. Am frühen Nachmittag wurde mir eine PDA empfohlen. Ich sei zu verkrampft und so würde es schneller gehen. Ich stimmte zu. Für das Legen der PDA wurde mir ein Wehenhemmer gespritzt und ich bekam starkes Herzrasen. Die Wehen blieben weg und ein Wehentropf sollte helfen. Dann erhielt ich Akupunktur und später wurde mein Muttermund mit Nelkenöl massiert und gedehnt. Irgendwann war ich bei 10 cm und durfte mich über die aufgerichtete Lehne des Kreißbettes lehnen.

Wehenstopp, Plazentalösung und Notkaiserschnitt
Nur leider stoppten die Wehen ein weiteres Mal. Die Dosierung des Wehentropfes wurde erhöht, was aber nichts brachte. Die Assistenzärztin entnahm einen Tropfen Blut vom Kopf meines Babys, um den pH-Wert zu messen. Dieser lag noch im Rahmen. Sie erklärte mir, dass sie jetzt die Geburt mit der Saugglocke unterstützen möchte, sich aber vorher das Okay der Oberärztin holen müsse.

Kurz nachdem sie den Kreißsaal verlies, begann ich mehr als regelstark zu bluten. Ich musste mich hinzulegen und tief in den Bauch atmen, denn die Herztöne meines Babys fielen ab. Die Oberärztin untersuchte mich per Ultraschall und dann fiel das Wort „SECTIO“! Ich schrie „NEIN!“ Doch der Grund für die Entscheidung war, dass sich die Plazenta gerade ablöste. Der sofortige Kaiserschnitt war unumgänglich. Ich sollte weiter tief in den Bauch atmen. Dann wurde ich in den OP geschoben, um mich herum gefühlt 100 Leute. Ich wurde desinfiziert, an Überwachungsgeräte angeschlossen, bekam die Atemmaske aufs Gesicht und dann sagte der Anästhesist „Jetzt kommt die Spritze.“ Ich nickte noch und Sekunden später war ich weg.

Erwachen ohne Baby
Ich erwachte, während ich in meinem Krankenhausbett zurück in den Kreißsaal geschoben wurde. Mein Männe lief nebenher und hielt meine Hand. Aber unser Baby war nicht bei ihm! Als er merkte, dass ich reagieren konnte, erzählte er mir, dass es unserem Baby den Umständen entsprechend gut ginge, sie aber noch auf der Neo-Intensiv überwacht werden müsse. Mein Mann sorgte dann dafür, dass ich sie noch in der Nacht sehen und kurz in den Arm nehmen durfte. Aber irgendwie konnte ich sie in diesem Moment nicht als mein Baby annehmen. Erst als ich sie am nächsten Vormittag das erste Mal an die Brust legen durfte, realisierte ich, dass sie mein Baby ist.

Der VBAC Wunsch entsteht
Nachdem wir uns mit dem Baby zu Hause eingelebt hatten, stieß ich in verschiedenen Mamagruppen bei Facebook immer wieder auf den Begriff VBAC. Als feststand, dass wir uns ein weiteres Baby wünschen, fing ich an, mich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen.
Besonders in einer speziellen Facebook Gruppe habe ich unglaublich viel gelernt und dort auch sehr gute Buchtipps erhalten.

Im Dezember 2015 hielt ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand und meldete mich sofort bei meiner Hebamme. Sie hatte mich schon in der ersten Schwangerschaft und Wochenbettzeit begleitet und fragte mich gleich: „Krankenhaus oder Geburtshaus?“ Darüber brauchte ich nicht lange nachzudenken und nahm Kontakt zum Geburtshaus auf. Die Vorsorge ließ ich größtenteils von der Hebamme machen, die mich bei der Geburt unterstützen sollte.

Kein Stress am ET
Am 22.8.2016 war unser ET. Ich fuhr entspannt zu meiner Hebamme ins Geburtshaus. Sie tastete den Bauch ab und stellt fest, dass das Köpfchen noch nicht im Becken ist. Wir machten Scherze darüber, dass die Babymaus warten würde, bis es richtig heiß wäre.

Dann kam der ET+3 – Termin bei meiner Gyn. Ein unauffälliges CTG, Ultraschall um die Zervixlänge zu messen – noch 3cm – und „Vermessung“ des Babys: Schätzgewicht 3100g. Und das Köpfchen war tief im Becken! Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Wehen. Erleichtert und zuversichtlich fuhr ich nach Hause, informierte meine Hebamme und wir verabredeten einen Termin für ET+7.

ET+3: „Irgendwas tat sich da“
Aber am späten Nachmittag spürte ich eine Veränderung: Irgendetwas tat sich da. Mein Männe kam nach Hause, ich machte uns Couscous zum Abendessen und dachte mir: „Okay mal sehn wie die Nacht wird.“ Wir gingen also ins Bett und ich surfte noch ein wenig auf dem Kindle.

Plötzlich machte es PLOPP – die Fruchtblase war geplatzt! Ich ging ins Bad und sah nur noch den Schleimpfropf ins Klo plumpsen. Und dann kamen Wehen. Noch nicht sehr intensiv, aber schon recht regelmäßig. Ich rief meine Hebamme an und berichte. Sie meinte, ich sollte mich auf den Weg machen. Also weckten wir unsere Große, zogen sie an und verfrachteten sie und die zum Glück fertig gepackte Tasche ins Auto. Auf dem ca. 60km langen Weg zum Geburtshaus hatte ich Wehen im Abstand von 4 Minuten!

Im Geburtshaus
Als ich im Geburtshaus angekommen war, schickte mich Hebamme Yvonn sofort auf die Toilette. Im Gehen zog ich meine Hose aus und ließ sie liegen. Blase geleert, rauf aufs Bett, Untersuchung: 6cm ! Yvonn legte das CTG an und fragte, ob sie die Wanne einlassen solle. Ich sagte „ja bitte“ (wollte schon immer eine Wassergeburt) und sie meinte ich könnte mich trotzdem darauf einstellen, dass es noch ein paar Stunden dauern würde. Da die Wanne groß war, brauchte das Wasser natürlich eine Weile. Inzwischen war auch mein Männe wieder da, der unsere Tochter zur Oma gebracht hatte. Er fragt scherzhaft ob wir schon fertig seien.

Abfallende Herztöne während der Wehe
Die Wehen wurden intensiver und Yvonn untersuchte mich erneut. Sie sagte, ich sei vollständig eröffnet und der Kopf in der Beckenmitte. Dann rief sie ihre Kollegin Marina an, die ihr zur Hilfe kam. Ich legte mich von einer Seite auf die andere Seite und hatte kaum Zeit, Luft zu holen. Yvonn fragte mich, ob ich mit einem Wehenhemmer einverstanden wäre. Das war eines der Dinge, die ich bei der ersten Geburt am Schlimmsten fand, aber ich vertraute ihr. Die Wehen kamen nun langsamer, verloren aber nicht an Intensität. Ich sollte nun entweder mitpressen oder hecheln und meine Maus allein runter rutschen lassen.

Die Herztöne fielen ab und waren teilweise weg. Ich bekam mit, dass meine Maus nach jeder Wehe wieder zurück rutschte. Ich sollte mich auf den Rücken legen und Marina erklärte mir, dass sie mir jetzt beim Schieben helfen würde! KRISTELLERN! Ich hatte Angst. Aber auch ich hörte die Herztöne die mit jeder Wehe runter gehen. Ich erinnerte mich daran, warum ich ins Geburtshaus wollte und fasste wieder Vertrauen in die Fähigkeiten meiner Hebammen.

Die nächste Wehe kam und Marina schob SANFT mit. Es war absolut nicht schmerzhaft, trotzdem wusste sie auf einmal, was ich zum Abendessen hatte. Noch eine Wehe bei der sie mich unterstütze und dann sollte ich auf der Seite liegend, selbst mit pressen.

Das Köpfchen ist spürbar
Yvonn legte meine Hand auf meine Scheide. Ich fühlte das Köpfchen! Jetzt mobilisierte ich alle meine Kräfte. Während dessen wärmte Yvonn meinen Damm mit warmen Kompressen. Sie dehnte ihn mit ihren Fingern, was schmerzhaft war, aber ich wusste ja, dass es jetzt schnell gehen musste. Marina fragte noch, ob sie einen Dammschnitt machen sollten, womit ich sogar einverstanden war. Aber 3 Wehen später war meine Maus schon da. Blass und schlapp lag sie zwischen meinen Beinen. Yvonn und Marina animieren sie zum Atmen, klopften ihr auf die Brust, saugten das Fruchtwasser ab und bespritzen sie 2x mit kaltem Wasser. Und endlich tat meine Maus ihren ersten Atemzug. Ich bekam sie in die Arme gelegt. Kurze Zeit später war die Nabelschnur auspulsiert und der Papa durfte sie durchschneiden. Zum Glück kam auch die Plazenta recht schnell.

Geschafft
Ich war wahnsinnig erleichtert. Wir hatten es geschafft! Trotz all der Dramatik war alles gut gegangen. In der Klinik wäre es vermutlich eine Saugglockengeburt geworden oder sogar eine Re-Sectio.
So bin ich mit einem Labienriss und einem kleinen Riss in der Scheide davon gekommen. Die Geburt dauerte insgesamt 3,5 Stunden!
Mein Fazit: Ich hätte gerne eine Mischung aus beiden Geburten. Und ich würde immer wieder ins Geburtshaus gehen.

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