29. Januar 2018

10 Kommentare

Wundervolle VBAC (vaginal birth after cesarean) dank PDA

Dieser Geburtsbericht von Christina zeigt, wie wichtig es ist, während der Geburt für alles offen zu sein. Ideologie und Dogmatismus sind in der Geburtshilfe definitiv fehl am Platz.

Aber lest selbst: 

Niklas 9 Jahre, Kaiserschnitt nach Geburtsstillstand

Max, 3 Monate Spontangeburt.

Ich habe Tränen in den Augen und bin unglaublich stolz, wenn ich in den Unterlagen lese, dass ich es geschafft habe, spontan zu entbinden.

Und auch, wenn es sehr schmerzhaft war, denke ich so gerne daran zurück und kann jetzt endlich sagen, dass die Geburtserfahrung meines 2. Sohnes mit zu den schönsten Erlebnissen in meinem Leben zählt!

Auch wenn es eine Geburt im Krankenhaus war, ich die Hebamme vorher nicht kannte und Einiges anders gelaufen ist, als ich es vorher wollte, habe ich mich so toll betreut und unterstützt gefühlt!

Die Hebamme hat tolle Arbeit geleistet und genau das getan, was sie sollte!

Aber nun von Anfang an:

Meine erste Geburt war vor fast genau 9 Jahren. Ich habe mir über die Entbindung überhaupt keine Gedanken gemacht oder mir vorgestellt, wie irgendwas sein soll… ich wusste nur, dass ich auf keinen Fall einen Kaiserschnitt wollte. Meine Cousine hatte ein paar Wochen vor mir eine Notsectio, die mit Blutkonserven und einer Rausnahme der Gebärmutter endete.

Die genauen Umstände weiß ich nicht mehr, aber hey… sie ist heute wohl auf, hat es überlebt und die Ärzte werden gute Arbeit geleistet haben!

Von daher war mir klar, dass ich keinen Kaiserschnitt haben werde.

Letztendlich war es doch einer, weil ich nach vorzeitigem Blasensprung steif wie ein Brett stundenlang auf dem Rücken im Bett lag ohne jegliche Hilfe, einen Rat zum Anheizen der Wehen oder irgendwas.

Die Geburt kam zum Stillstand, weil der Muttermund nicht weiter als 1 cm auf ging, da ich irgendwie keine richtigen Wehen hatte und dazu die Herztöne schlechter wurden sowie das Fruchtwasser eine grünliche Farbe annahm!

Ich habe den Kaiserschnitt psychisch echt nicht gut verkraftet und wollte deshalb eigentlich kein 2. Kind bekommen…

Jetzt, neun Jahre reifer, bereitete ich mich gedanklich etwas mehr auf die Entbindung vor.

Eigentlich kann man sagen, dass ich nun anfing, mein Trauma zu verarbeiten.

Ich hatte einen Plan im Kopf, wusste aber, dass letztendlich meist alles anders kommen könnte, und ließ auch den Gedanken an eine Sectio einfach zu und irgendwie dachte ich immer, es nimmt einfach alles seinen Lauf und wird so kommen, wie es kommen soll.

Alles hat seine Gründe und es wird alles gut werden.

Trotzdem hatte ich gewisse negative Gedanken, was PDA, Wehentropf etc. betrifft, versuchte aber, den Gedanken an eine Ruptur zu verdrängen bzw. zu verharmlosen.

Außerdem trank ich Himbeerblättertee und nahm die kostenlose Akkupunktur vor der Entbindung wahr, um den Muttermund etwas weicher zu machen.

Mit „Marie“ fing es diesmal schon ganz anders an.

Ich hatte ein paar Tage vorher Wehen, zum Teil etwas stärker, aber sie schwächten immer mal wieder etwas ab und der Muttermund öffnete sich nicht großartig!

Da ich bei der ersten Schwangerschaft kaum Wehen hatte, war ich mir sehr unsicher und lief die Tage vor der Entbindung täglich im Krankenhaus auf, um zu gucken, ob die Wehen MUMU- wirksam sind. Das waren sie nicht.

Als ich  mir am Vortag der Geburt nicht sicher war, ob mir Fruchtwasser abgeht, sind wir wieder ins Krankenhaus gefahren und der Test auf Fruchtwasser erwies sich als positiv!

Ich war bis dahin noch ziemlich aktiv, dachte die Schmerzen lassen sich so leichter ertragen, und ich würde nicht so viel nachdenken.

Außerdem wollte ich die Wehen und den Druck des Köpfchens natürlich etwas anheizen und dachte, die Bewegung würde alles beschleunigen. Schließlich wollte ich, dass diesmal alles anders wird und auf keinen Fall einen Geburtsstillstand weil der Muttermund sich nicht weiter öffnet.

Aber es tat sich bis dahin nichts!

Als mein Mann kurz nach Hause fuhr, um noch ein paar Sachen zu holen, legte ich mich aufs Bett und versuchte das erste mal bewusst zu entspannen. Ich hörte meine Lieblingsmusik und schaltete ab.

Nach ein/ zwei Minuten machte es merklich „puff“ und eine reichliche Menge Fruchtwasser ergoss sich zwischen meinen Beinen – Wahnsinn, was ein bisschen Entspannung bewirken kann!!!

Von da an ging es dann so richtig los mit Wehen…

Ich lief auf dem Flur des Krankenhauses auf und ab und veratmete fleißig mein Wehen, die nun kontinuierlich schlimmer wurden…

Ich hatte mich für ein Entbindung im Hebammenkreissaal entschieden, was bedeutete, dass alles Hebammen begleitet, ohne Arzt und Geburtsmedizin stattfinden sollte…

Mir wurde jedoch immer klarer, dass ich das wahrscheinlich aufgrund der Schmerzen nicht lange durchhalten würde. Ich ließ mir ein Schmerzmittel spritzen.

Die Wirkung ließ jedoch vergebens auf sich warten und nach einer weiteren halben Stunde beschloss ich, jetzt endlich in den Kreißsaal zu gehen um einen Raum der Ruhe zu haben ohne Zuschauer, wo ich mich etwas gehen lassen kann…

Die Wehen wurden immer schlimmer und ich konnte kaum noch stehen, als sie im Zwei-Minuten-Takt kamen.

Bei einer weiteren vaginalen Untersuchung stellte die Hebamme fest, dass der Kindskopf schräg lag,

und die Wehen wohl deshalb so stark sein würden, da das Kind so nicht geboren werden könne- MUMU immer noch bei 1 cm!

Ich liess jetzt fleißig das Becken kreisen und hüpfte auf dem Ball, auf Anraten der Hebamme.

Die Wehen wurden jedoch so schlimm, dass ich um eine PDA nicht drum herum kam, da ich nach meinem Gefühl der Ohnmacht nah war…

Die PDA war die Erlösung.

Ich lag mit meinem Mann ganz entspannt und kuschelnd auf dem Bett im Kreißsaal… und trotz dass die Wehen aufgrund der PDA stoppten, öffnete sich der MUMU durch die Entspannung innerhalb von einer Stunde ganz von alleine- und war schnell auf 10 cm!

Auch die Kindslage hatte sich durch Seitenlage und die Übungen korrigiert!

Es konnte also los gehen!

Kurz vor den Presswehen erhielt ich einen Wehentropf – aufgrund meiner Angst vor einem Wehensturm minimal dosiert…

Die Geburt an sich war einfach wundervoll, die Presswehen für mich unangenehm – aber nicht schmerzhaft empfunden und dank der guten Anleitung durch diese tolle Hebamme, die wirklich was von ihrem Beruf versteht, glitt der Kindskörper in 3-4 Presswehen ganz sanft heraus.

Zwischendrin akupunktierte die Hebamme mich, um den Damm noch etwas elastischer zu machen!

So hatte ich es mir niemals vorgestellt… es war atemberaubend und ist total ruhig abgelaufen… ich war total entspannt währenddessen!

Und dann kam der Moment, den ich mir so sehnlichst herbei gewünscht habe, als mir mein Sohn, der erst eine Tochter werden sollte auf die Brust gelegt wurde …

Dieser Moment hat mir so sehr gefehlt nach der Sectio (mein erster Sohn wurde leider nach der Sectio auf die Intensiv gebracht, da sie Atmung sehr schlecht war).

Er schaute mich sofort an, völlig entspannt…. und wir begrüßten uns zwei Stunden lang im Kreißsaal!

Ich bin froh, dem Rat der Hebamme gefolgt zu sein, ohne PDA wäre es wohl wieder eine Sectio geworden,
weil ich einfach im Unterleib viel zu angespannt war, und diese Anspannung hätte ich alleine nicht lösen können.

Und sowieso, hätte ich mir nie vorstellen können, so eine wundervolle Traumgeburt erleben zu dürfen und bin einfach nur froh, mich doch für ein weiteres Kind entschieden zu haben!

Das Buch „Meine Wunschgeburt“  hat mir wirklich sehr viel Mut gegeben und vieles erklärt, was ich vorher einfach nicht wusste!

Danke dafür

Christina

Ich danke Christina für dieses wundervollen ermutigenden Bericht. Hier sieht man sehr gut, wie wichtig es ist, die Geburt so anzunehmen, wie sie in dem Moment gerade ist und auch Interventionen zuzulassen, wenn deren Nutzen in dem Moment überwiegt.

Wir sehen an diesem Bericht auch, welch eine große Rolle das Oxytocin gespielt hat.

„Ich lag mit meinem Mann ganz entspannt und kuschelnd auf dem Bett im Kreißsaal… und trotz dass die Wehen aufgrund der PDA stoppten, öffnete sich der MUMU durch die Entspannung innerhalb von einer Stunde ganz von alleine- und war schnell auf 10 cm!“

 

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  1. Hallo ihr Lieben!
    Was für ein hoffnungsbringender Bericht.
    Ich bin in der 34. Woche mit meinem 3. Sohn schwanger. Die ersten beiden Kinder kamen per Section zur Welt (1x Wunschsectio und einmal wegen übermäßiger Dehnung der Symphyse).
    Ich habe nächste Woche den Termin zur Vorstellung in der Klinik und mich noch nicht weiter um Eine Hebamme gekümmert, das erste Telefonat erwies sich als totale Pleite und eine andere Hebamme eröffnete mir dass sie mir keine großen Hoffnungen machen kann und ich mir dann auch eine andere Klinik suchen müsse. Ich würde aber gerne in diese Klinik gehen, erstens arbeitet mein Mann dort und hat einen bestimmten Mitarbeiterbonus und zweitens ist es das am schnellsten zu erreichende Klinikum. Wir leben eher ländlich, die Kliniken sind 30km aufwärts entfernt. In 80km Entfernung gibt es eine Klinik die die VBA2C unterstützt.
    Ich komme mir derart entmündigt vor nicht selbst entscheiden zu dürfen wann ich wie mein Kind bekomme. Mein Gymäkologe sagt es sei nichts dagegen einzuwenden es normal zu versuchen, natürlich unter der Voraussetzung dass es mir und dem Baby unter der Geburt gut geht. So schlau bin ich ja auch.
    Hab schon total Bammel vor der Vorstellung. Mein Mann begleitet mich.
    Habt ihr einen Tipp für eine Liste mit Argumenten für mich? Viele Grüße Melanie

  2. Hallo liebe Melanie! Zunächst einmal freut es mich, dass du dich für eine natürliche Geburt nach 2 Kaiserschnitten entschieden hast. Wie du leider schon erleben musstest, muss man sich gut durchsetzen können gegenüber dem medizinischen Fachkräften. Im Grunde musst du keine Argumente bringen, weil es immer noch dein Körper und somit deine alleinige Entscheidung ist. Die Rupturgefahr nach zwei Kaiserschnitten ist nicht sehr viel größer als nach einem KS. Ich selbst hatte im August 2016 eine erfolgreiche Vba2c und habe dafür einen Fahrtweg von 120km in meine Wunschklinik auf mich genommen. Es wars definitiv wert dafür weiter zu fahren. Ich rate dir noch, dich zu informieren und am besten machst du noch einen Geburtsplan mit deinen Wünschen und was du nicht möchtest. Des weiteren würde ich einer Einleitung aus dem Weg gehen und nichts derartiges machen lassen vor ET+14, wenn es dir und dem Baby gut geht. Du findest hier auch meinen Geburtsbericht. Ich hoffe ich konnte dir helfen.
    Ganz liebe Grüße, Linda

  3. Liebe Melanie,
    ich kann mich der Linda nur anschließen.
    Informiere dich gut, Ute ist ja schon eine perfekte Quelle, sammele Fakten und bewaffne dich mit Argumenten.
    Meine Vba2c war Ende November 2017. Zustand nach 2 Sectios inklusive massiver Komplikationen bei der zweiten Sectio.
    Ich habe bei meiner Vba2c bei 40+2 noch eine neue Klinik gesucht und gefunden, da die zuerst auserwählte dann doch lieber eine weitere Sectio durchführen wollte. Dieses Mal hatte ich den Willeb und die Stärke einfach zu gehen.
    Lass dich nicht beeindrucken von Panikmache. Wenn du gut informiert und vorbereitet an die Geburt gehst, kann dich niemand aus der Bahn werfen.
    Ziel vor Augen – starker Wille – fester Glaube und kämpfen! Es ist machbar!!!
    Alles Gute und viele liebe Grüße
    Inga

  4. Liebe Melanie
    Kann mich den Vorrednerinnen nur anschließen. Meine vba2c ist jetzt ein halbes Jahr her. Neben Infos und starken Willen hat es mir geholfen, Menschen dabei zu haben, die mich in meinen Wünschen unterstützt haben, auch mal gegen den Willen von Ärzten. Für mich war meine Hebamme total wichtig, aber auch mein Mann war voll auf meiner Seite. Also such dir starke Unterstützer, die dir helfen Kurs zu halten, wenn du vielleicht selbst schwach wirst. Und alles gute für deine Geburt! Du packst das!

  5. Vielen Dank Euch für den Zuspruch!
    Ich hoffe auf einen guten Ausgang bei der Vorstellung. Letztendlich können sie mich nicht aufschneiden ohne dass ich Ihnen die Einverständnis unterschreibe.
    Alles gute!

    1. Liebe Melanie, danke für Deinen Beitrag hier. Die Frauen, die Dir geschrieben haben, haben sich allesamt sehr geut auf die Geburt vorbereitet. Du schreibst, dass niemand Dich aufschneiden kann, so lange, wie Du das nicht unterschreibst. Mag sein, dass Du damit Recht behältst und ich wünsche es Dir von ganzem Herzen. Aber lies Dir bitte auch meinen Blogartikel: https://www.geburt-nach-kaiserschnitt.de/niemand-kann-dich-zu-einem-kaiserschnitt-zwingen/ durch. Es gibt andere Methoden, jemanden gegen seinen Willen einem Kaiserschnitt zu unterziehen, als dies ohne die erforderliche Einwilligung zu tun. Unterschätze das bitte nicht.

      1. Vielen Dank Ute!
        Ich habe mir deinen Bericht durchgelesen.
        Ich gehe ganz optimistisch zum Termin, mein Mann und ich sind beide im medizinischen Sektor ausgebildet und mein Mann arbeitet auch in der angestrebten Klinik. So leicht lasse ich mich im Gespräch aber auch (hoffentlich) dann bei der Geburt nicht verunsichern. Ich bin schon so gespannt auf den Termin mit was für Argumenten die Klinik kommt. Wegen der Sache mit der weiter entfernten Klinik bin ich noch sehr unsicher, ich kann mir die Organisation dafür nicht vorstellen. Wie soll ich knapp 100km fahren wenn die Geburt losgeht? Oder muss ich mich schon früher in der Klinik aufhalten? Das klingt für mich nahezu unmöglich zu bewerkstelligen.
        Viele Grüße Melanie

        1. Liebe Melanie, da sich die Risiken einer Geburt nach vorherigem Kaiserschnitt kaum von denen im Zustand nach zwei Kaiserschnitten unterscheiden, gibts auch keinen Grund für erhöhte Vorsichtsmaßnahmen.

          Der Zustand nach Kaiserschnitt ist für sich gesehen, mit etwas erhöhten Risiken behaftet. Aber diese sind keineswegs so groß, daß deshalb große Aufregung im Gange sein sollte.

          Warum viele Kliniken die Begleitung von Frauen mit zwei Kaiserschnitten in der Vorgeschichte ablehnen, ist nicht nachzuvollziehen und nicht logisch.

          Wenn Du in eine weiter entfernte Klinik möchtest, brauchst Du Dich im Grunde nicht vorher dort einzumieten, es sei denn Du entscheidest Dich dafür, mit der ganzen Familie vor Ort sein zu wollen, damit der Fahrtweg zur eigentlichen Geburt kürzer wäre. Was manche ja auch machen, wie eine Art Urlaub.

          Bist Du in der Facebook VBAC Gruppe? Dort gibt es ja viele Frauen, die genau vor den gleichen Herausforderungen stehen und die bestimmt noch so einige Tipps für Dich auf Lager haben.

  6. Wow genauso stelle ich mir das bei meiner 2 Entbindung auch vor das Buch werde ich mir definitiv bestellen und auch nicht mehr so verkrampfen und lockerer an die Sache gehen auch vor einfach traumhaft. Diese Geschichte lässt mich echt hoffen.

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